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Das europäische Toolkit zur Eliminierung der viralen Hepatitis in Gefängnissen: Luxemburg als bestes Beispiel für Versorgungsmodelle genannt

11 August 2025 3minuten

Die Europäische Drogenagentur (EUDA) und das Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) haben gemeinsam ein europäisches Toolkit zur Eliminierung der viralen Hepatitis in Gefängnissen (European toolkit for the elimination of viral hepatitis in prisons) erstellt. Dieses neue Toolkit soll die Umsetzung und Ausweitung von Maßnahmen gegen Hepatitis B und C in Gefängnissen in ganz Europa unterstützen. Es stärkt zudem das Prinzip der „Gleichwertigkeit der Versorgung“, um sicherzustellen, dass inhaftierte Personen eine Gesundheitsversorgung erhalten, die mit der in der Allgemeinbevölkerung vergleichbar ist.

Inhaftierte Menschen sind häufiger von viraler Hepatitis betroffen als die Allgemeinbevölkerung, was sie zu einer wichtigen Zielgruppe für Prävention und gezielte Behandlung macht. In Europa ist es zudem wahrscheinlicher, dass Personen bei ihrer Inhaftierung eine Vorgeschichte des injizierenden Drogenkonsums haben, ein wesentlicher Risikofaktor für die Übertragung der Hepatitis-B- und Hepatitis-C-Viren. Das Teilen von Injektionsutensilien sowie weitere Risikofaktoren wie unsicheres Tätowieren oder Piercen, das gemeinsame Benutzen von Rasierern und ungeschützter Geschlechtsverkehr machen Gefängnisse zu einem prioritären Umfeld für gezielte Präventions- und Behandlungsmaßnahmen gegen virale Hepatitis.

Dr. Carole Devaux, Leiterin der Infection & Immunotherapy Research Group am LIH, hat als Mitglied der beratenden Gruppe an der Entwicklung des Toolkits mitgewirkt. Sie beschrieb das umfassende und maßgeschneiderte Programm zur Prävention und Kontrolle der viralen Hepatitis, das in Zusammenarbeit mit Dr. Philippe Poos vom Gefängnisgesundheitsdienst und Dr. Pit Braquet vom Nationalen Dienst für Infektionskrankheiten entwickelt wurde.

Das Toolkit besteht aus vier zentralen Abschnitten: Hintergrund, Strategieentwicklung, Strategieumsetzung, Überwachung und Bewertung. Es enthält Links zu relevanten Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit sowie praktische Werkzeuge, um den Kontext zu verstehen, eine Eliminierungsstrategie zu definieren und in Gefängnissen umzusetzen. Zudem werden Beispiele aus Gefängnissen in Deutschland, Spanien, Frankreich, Italien und Luxemburg vorgestellt, die unterschiedliche Versorgungsmodelle veranschaulichen, wobei Luxemburg als eines der besten Beispiele genannt wird.

Die Bekämpfung der viralen Hepatitis im Gefängnis kommt nicht nur den Gefangenen zugute, sondern bringt auch der gesamten Gemeinschaft gesundheitliche Vorteile, indem sie die allgemeine Krankheitslast senkt und künftige Übertragungen verhindert. Wir bezeichnen dies als einen ‘Community Dividend’,

erklärte Dr. Carole Devaux.

In Luxemburg haben alle Personen, die ins Gefängnis kommen, einschließlich solcher mit Substanzgebrauchsstörungen, universellen Zugang zu einem Programm zur Eliminierung der viralen Hepatitis. Darüber hinaus tragen Nadel- und Spritzentauschprogramme, sichere Tätowierdienste, jährliche Nachuntersuchungen, kostenlose Bereitstellung von Kondomen sowie Impfungen gegen Hepatitis A und B zur Verringerung der Ausbreitung von Infektionskrankheiten in der inhaftierten Bevölkerung bei.

Zwischen 2012 und 2022 wurden im Rahmen des Programms mehr als 6 500 Personen getestet. Während die Prävalenz von HAV (26 %), HBsAg (3 %), HIV (2 %), Quantiferon Tb (27 %) und aktiver Syphilis (<1 %) stabil geblieben ist, sind die HCV-Serologie und HCV-RNA deutlich gesunken, und zwar beim Eintrittsscreening jeweils von 19 % auf 10 % (p<0,001) und von 11 % auf 3 % (p<0,001). Die Verstärkung dieser Angebote für alle nach der Haftentlassung ist der nächste Schritt zur Eliminierung von HCV in Luxemburg.

Scientific Contact

  • Carole
    Devaux
    Group Leader

    Infection & Immunotherapy Research Group

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